Gesundheit und Fürsorge für Alt und Jung
Künzelsau, 16. Oktober 2020 – Pflegenotstand herrscht hierzulande nicht erst seit der Corona-Krise. In Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen arbeiten viele Pflegekräfte bereits jahrelang jenseits der Grenze ihrer Belastbarkeit. Immer mehr Angehörige kapitulieren vor den Anforderungen der häuslichen Pflege. Zahlreiche Intensivbetten für Erwachsene und Kinder können in deutschen Krankenhäusern nicht mehr genutzt werden, weil das benötigte Personal fehlt. Der Bedarf an Pflegekräften ist kaum noch zu decken und wächst doch unaufhaltsam weiter. Applaus und warme Worte helfen ebenso wenig wie lobenswerte Reformansätze, die nicht finanzierbar sind. Den Wirtschaftsbionikern der Gradido-Akademie zufolge kann nur eine grundlegende Reform tatsächlich Abhilfe schaffen. Sie sehen die einzige Chance für eine menschenwürdige Versorgung in Krankheit und Alter in einem innovativen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialsystem.
Die deutsche Schuldenuhr zeigt Rekordwert
In diesem Jahr winkt Bund und Ländern eine Neuverschuldung von rund 330 Milliarden Euro. Für 2021 prognostiziert der Bund der Steuerzahler Deutschland weitere 96 Milliarden Schulden. Erstmals in der 25-jährigen Geschichte ihres Bestehens steigt die Schuldenuhr des deutschen Steuerzahlerbundes pro Sekunde um mehr als 10.000 Euro. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, in welch schwindelerregende Höhen die geplante Pflegereform des Gesundheitsministers den Schuldenberg künftiger Generationen noch katapultieren wird? Ersten Schätzungen zufolge sollen dafür rund sechs Milliarden Steuergelder verwendet werden. Zugleich wird darüber beraten, wie auch die leeren Kassen der Krankenkassen neu befüllt werden könnten. „Dabei kann dieser Ansatz gar nicht zum Erfolg führen“, sagt Bernd Hückstädt, der Mitbegründer der Gradido-Akademie für Wirtschaftsbionik.
Seit mehr als 20 Jahren wird an der Akademie im baden-württembergischen Künzelsau erforscht, welche Modelle der Natur auch in der Wirtschaft erfolgreich Anwendung finden könnten. Eine der bedeutendsten Erkenntnisse lautet: „Solange die Guthaben des einen zwangsläufig die Schulden des anderen sind, gibt es kein sozial verträgliches Finanzsystem. Die aktuellen Herausforderungen – auch im Hinblick auf die Überalterung der Gesellschaft – können wir mit diesem System nicht bewältigen.“
Pflegenotstand verlangt nach Reform des Finanzsystems
Die Corona-Krise hat jene in den Blickpunkt gerückt, die sonst oft nur Beachtung finden, wenn Krankheit und Pflegebedürftigkeit drohen. Kranken- und Altenpfleger durften sich über viele warme Worte und tosenden Applaus freuen. „Einen Weg, wie diese unverzichtbaren Menschen so bezahlt, gewürdigt, gefördert und unterstützt werden können, dass ihnen das Helfen wieder Erfüllung schenkt, hat bislang jedoch niemand gefunden“, wendet Hückstädt ein. Dem Pflege-Report der AOK aus dem Jahr 2019 ist zu entnehmen, dass bis zum Jahr 2030 allein aufgrund der Alterung der Bevölkerung zur Versorgung Pflegebedürftiger 130.000 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht werden.
Vor dem Hintergrund, dass immer mehr Menschen den Pflegeberuf aufgeben und es an Nachwuchs fehlt, ein schier unlösbares Problem. „In einem transformierten Finanzsystem, das den Naturgesetzen folgt, ließe sich auch für die benötigte Pflege und Gesundheitsfürsorge eine Lösung finden, die alle bedenkt und auch die nachfolgenden Generationen nicht überlastet“, führt Hückstädt aus.
Gesundheitsversorgung ist Gebot der Menschlichkeit
Das Gradido-Modell verfolgt das erklärte Ziel, alle 17 UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Das dritte definierte Ziel ist ‚ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten und ihr Wohlergehen zu fördern‘. Die Gradido-Community sieht in der Förderung der Gesundheit ein Gebot tiefster Menschlichkeit: „Im Gradido-Modell beinhaltet der Staatshaushalt auch das Gesundheitswesen. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist damit für alle Menschen kostenfrei gewährleistet. Die Menschen sind frei in der Entscheidung, welche Form der Gesundheitsversorgung sie wählen wollen.“
Konkret stützt das Gradido-Modell sich auf drei Pfeiler
- Die Gemeinwohlwährung Gradido
- Das Dreifache Wohl
- Ein Aktives Grundeinkommen / Bedingungslose Teilhabe am Gemeinschaftsleben
Die Gemeinwohlwährung Gradido
Geld ist im Prinzip nichts weiter als Computer-Zahlen in Datenbanken. Der Begriff ‚Geldschöpfung‘ stammt aus der Finanzwelt. Er beschreibt die Art und Weise, wie Geld entsteht, also nach welchen Regeln die Zahlen in die Computer-Datenbanken geschrieben werden. Im alten Geldsystem wird das Geld durch Schulden geschöpft, d.h. die Summe aller Guthaben ist so hoch wie die Summe aller Schulden weltweit. Bei Gradido wird das Geld für jeden Menschen als Guthaben geschöpft, ohne dass dadurch Schulden entstehen.
Dreifaches Wohl
Das ethische Grundprinzip von Gradido basiert darauf, das Wohl des Einzelnen mit dem der Gemeinschaft und dem großen Ganzen – im Sinne der Natur und Umwelt – in Einklang zu bringen. Der Einzelne ist Teil der Gemeinschaft, des Staates, und dieser wiederum Teil des ‚Großen Ganzen‘, des Ökosystems. Wird einer dieser drei Aspekte vernachlässigt, gerät das gesamte System ins Wanken. Pro Kopf werden 3 × 1.000 Gradido geschöpft. Jeweils 1.000 Gradido für das Aktive Grundeinkommen, für den Staatshaushalt und den Ausgleichs- und Umweltfonds.
‚Aktives Grundeinkommen‘ für Alltagshelfer in der Pflege
Das ‚Aktive Grundeinkommen‘ entspringt der Idee der ‚Bedingungslosen Teilhabe‘. Wer es in Anspruch nehmen will, kann sich in jedem Alter mit seinen Talenten, Neigungen und Möglichkeiten in die Gemeinschaft einbringen. Für jeden Menschen stehen monatlich 1.000 Gradido (GDD) der Gemeinwohlwährung als Grundeinkommen bereit. Ein Gradido entspricht dem Wert eines Euro. Pro Monat werden maximal 50 Stunden mit jeweils 20 GDD vergütet. Diese Summe versteht sich als Sockelbetrag, zusätzlich zu anderen Einnahmequellen.
Alltägliche Betreuungsleistungen pflegebedürftiger Menschen können über das ‚Aktive Grundeinkommen‘ erbracht werden – und so dazu dienen, die Fachpflegekräfte sowie pflegende Angehörige und die Gesundheitskassen erheblich zu entlasten. Den Menschen, die sich in der Pflege engagieren möchten, werden außerdem Möglichkeiten der Beratung und Fortbildung angeboten, ebenso wie in allen übrigen Berufsfeldern.
‚Bedingungslose Teilhabe‘
Jeder Mensch darf für das ‚Aktive Grundeinkommen‘ eine Aufgabe übernehmen, die er gern erfüllt. So schafft das System die besten Voraussetzungen dafür, auf allen Ebenen erfolgreich zu sein.
Darüber hinaus kann jeder ohne Existenzangst tun, was er von Herzen gerne tun möchte – also seiner inneren Berufung folgen. Ein großer Teil der stressbedingten Zivilisationskrankheiten könnte dadurch beseitigt werden. Einen positiven Effekt auf viele Alterserkrankungen birgt die Chance, bis zum Lebensende aktiver Teil der Gemeinschaft sein zu können.
Gesundheitspool für eine umfassende Gesundheitsversorgung
Im Gradido-Modell wird der Staatshaushalt durch die zweite Geldschöpfung generiert. Die Geldschöpfung erfolgt pro Kopf. Das bedeutet, dass jeder Staat pro Bürger die gleiche Menge an Staatseinkommen hat. In Deutschland entspricht die zweite Geldschöpfung ungefähr dem derzeitigen öffentlichen Haushalt (Bund, Länder und Gemeinden) plus Gesundheits- und Sozialwesen. Faktisch wird für die Gesundheitsversorgung im Gradido-Modell mehr Geld zur Verfügung stehen als bislang. Die Arbeitsbedingungen sowie die Vergütung von Pflegekräften könnten damit erheblich verbessert werden.
Das Ende des Schuldgeldprinzips schafft Solidarität der Generationen
Margret Baier, die Geschäftsführerin der Gradido-Akademie weist nachdrücklich darauf hin, dass „unser Zusammenleben eine ganz neue Qualität bekommen könnte, wenn die Guthaben des einen nicht länger zwangsläufig die Schulden des anderen sind. Junge und alte Menschen wären nicht länger ‚Rivalen‘ im Ringen um die Sicherung ihrer Existenz und ihres Lebensstandards. Durch das ‚Aktive Grundeinkommen‘ kann das Gradido-Modell also auch das Miteinander der Generationen fördern. Gegenseitige Fürsorge und Nächstenliebe sind für ein erfülltes Leben aller Generationen unverzichtbar. Die ‚Bedingungslose Teilhabe‘ kommt dem fruchtbaren Austausch zwischen Menschen verschiedenen Alters, unterschiedlicher Herkunft und Bildung zugute“.
Details zum vollständigen ‚Gradido-Modell’ unter https://gradido.net
Über die Gradido-Akademie
Die Gradido-Akademie für Wirtschaftsbionik hat eine alternative ‚Gemeinwohlwährung‘ entwickelt, die sich an den Vorbildern der Natur orientiert. Die Natur folgt der Regel, dass nur dort, wo etwas vergeht, Neues entstehen kann und so langfristige Verbesserung (Evolution) möglich ist. Ihr Erfolgsrezept ist der ‚Kreislauf des Lebens‘. Würde auch unsere Wirtschaft diesem natürlichen Kreislauf folgen, ließen sich damit nach Einschätzung der Wirtschaftsbioniker praktisch alle geldbedingten Probleme der Welt lösen. Das Gradido-Modell basiert auf der Idee, dass nicht nur jeder Mensch, sondern auch jeder Staat ein auf Guthabenbasis geschöpftes Einkommen erhält. Er kann damit all seine Aufgaben erfüllen, ohne Steuern einzufordern. Deflation oder Inflation gehören der Vergangenheit an. Die Wirtschaft ist vom ständigen Wachstumszwang befreit, die Gefahr eines Kollabierens des Finanzsystems endgültig gebannt. (www.gradido.net)