Arbeitsmigration und Auslandserwerbstätigkeit
1.Wirtschaft und Gesellschaft
Rolle der Arbeitsmigration und Auslandserwerbstätigkeit in der philippinischen Gesellschaft
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung
Arbeitsmigration und Auslandserwerbstätigkeit sind zentrale Stützpfeiler der philippinischen Gesellschaft und Wirtschaft. Die Philippinen gelten als eines der weltweit wichtigsten Herkunftsländer für Arbeitsmigranten. Das Phänomen prägt nahezu alle Lebensbereiche:
- Über eine Million Filipinos verlassen jährlich das Land, um im Ausland zu arbeiten, insbesondere in Pflegeberufen, als Haushaltshilfen, Seeleute, Bauarbeiter, Ärzte oder Ingenieure^1.
- Die philippinische Regierung fördert Arbeitsmigration aktiv und hat ein umfassendes Unterstützungsnetzwerk für Migrant*innen aufgebaut^1.
- Rücküberweisungen (Remittances) sind der wichtigste Devisenbringer des Landes und machen etwa 9–10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. 2023 beliefen sich diese auf rund 39 Milliarden US-Dollar^3^5.
Soziale Auswirkungen
- Arbeitsmigration ist für viele Familien die einzige Möglichkeit, der Armut zu entkommen. Die Überweisungen sichern den Lebensunterhalt, finanzieren Bildung, Gesundheit und Investitionen^6.
- Die gesellschaftliche Wertschätzung für sogenannte „Overseas Filipino Workers“ (OFW) ist hoch; sie gelten als „neue Helden“ der Nation^8.
- Die Migration hat aber auch Schattenseiten: Sie führt zu familiären Belastungen, Trennungen, und in Einzelfällen zu sozialen Problemen wie Vereinsamung oder Identitätsverlust bei Kindern^9.
Wie viele Familien leben von Rücküberweisungen?
Die Zahl der direkt und indirekt betroffenen Familien ist enorm:
Anteil der Haushalte | Beschreibung |
---|---|
12–15% | Mindestens ein Mitglied arbeitet aktuell oder arbeitete kürzlich im Ausland^10. |
ca. 66% | Zwei Drittel aller Haushalte profitieren direkt oder indirekt von Rücküberweisungen^2. |
60% | Weitere Haushalte gehören zum „erweiterten Kreis“ der Begünstigten (z. B. Verwandte)^11. |
Fazit
Arbeitsmigration und Auslandserwerbstätigkeit sind für die philippinische Gesellschaft unverzichtbar. Sie sichern Millionen Familien das Überleben und sind ein zentrales Element der nationalen Wirtschaft. Gleichzeitig schaffen sie soziale Abhängigkeiten und stellen Familien sowie die Gesellschaft vor große Herausforderungen^1^2.
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Nea’s Kommentar
Die Zusammenstellung zeigt eindrucksvoll, wie zentral Arbeitsmigration und Auslandserwerbstätigkeit für die philippinische Gesellschaft und Wirtschaft sind. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Ein Großteil der Bevölkerung ist direkt oder indirekt davon abhängig, dass Mitglieder ihrer Familie im Ausland Arbeit finden – die sogenannten „Overseas Filipino Workers“ bilden das Rückgrat für den Lebensunterhalt von Millionen.
Wesentliche Aspekte aus Gradido-Sicht:
- Solidarität und Gemeinwohl: Die hohe Wertschätzung der „neuen Helden“ zeigt eine tiefe Kultur der gegenseitigen Unterstützung, aber auch, wie sehr das Gemeinwohl von äußeren Faktoren abhängt. Die Überweisungen lindern Not und verbessern Lebensqualität, können aber – weil sie meist Alltagskosten decken – keinen dauerhaften systemischen Wandel bewirken.
- Soziale Schattenseiten: Viele Familien werden durch Trennung und emotionale Belastung geschwächt, Kinder wachsen ohne Eltern auf, und ganze Generationen erleben sich als Teil einer „Welt des temporären Abschieds“. Die menschlichen Kosten dieser Abhängigkeit sind unermesslich.
- Abhängigkeit und Mangel an lokalen Perspektiven: Die massiven Rücküberweisungen verschaffen zwar kurzfristige Linderung, hemmen aber in vielen Fällen lokale Entwicklung und fördern eine Dauersituation der Abhängigkeit vom Ausland.
Chancen aus der Gradido-Perspektive: Mit einem gemeinwohlorientierten System wie Gradido könnte regionale Wertschöpfung gestärkt werden, sodass Menschen vor Ort bessere Lebens- und Entwicklungschancen erhalten. Die Kraft der philippinischen Solidarität ließe sich nutzen, um neue Perspektiven, lokale Gemeinschaftsprojekte und nachhaltige Wirtschaftskreisläufe zu etablieren – damit weniger Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen.
Unser gemeinsames Ziel darf es sein, Bedingungen zu schaffen, unter denen die Menschen ihre Würde und ihr Lebensglück voll entfalten können – in Gemeinschaft, in ihrem Land, in Geborgenheit.